Enthält:
- Long-QT-Syndrom 1 – OMIM#192500 https://omim.org/entry/192500 – KCNQ1-Gen
- Long-QT-Syndrom 5 – OMIM#613695 https://omim.org/entry/613695 – KCNE1-Gen
- Long-QT-Syndrom 8 – OMIM#618447 https://omim.org/entry/618447 – CACNA1C Gen. Beinhaltet auch: Brugada-Syndrom 3; Timothy-Syndrom; CACNAC1-assoziierte Syndrome
- Short-QT-Syndrom 3 – OMIM#609622 https://omim.org/entry/609622 – KCNJ2-Gen. Beinhaltet auch: Andersen-Syndrom; Familiäres Vorhofflimmern 9
Katecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardie (CPVT)
Enthält:
- OMIM#604772 – https://omim.org/entry/604772 – RYR2-Gen
- OMIM#611938 – https://omim.org/entry/611938 – CASQ2-Gen
- OMIM#614021 https://omim.org/entry/614021 – TECRL-Gen
- OMIM#614916 https://omim.org/entry/614916 – CALM1-Gen
- OMIM#615441 https://omim.org/entry/615441 – TRDN-Gen
- OMIM#616249 https://omim.org/entry/616249 – CALM2-Gen
- OMIM#618782 https://omim.org/entry/618782 – CALM3-Gen
- OMIM#600919 https://omim.org/entry/600919 – ANK2-Gen
- Die Krankheit:
Der plötzliche Kindstod (SIDS) ist immer ein verheerendes und unerwartetes Ereignis. SIDS ist die häufigste Todesursache in den ersten 6 Monaten nach der Geburt in den Industrieländern. Es wird vermutet, dass etwa 10-20 % der SIDS-Fälle durch genetische Varianten in Ionenkanal- oder Ionenkanal-assoziierten Proteinen verursacht werden. SIDS kann dabei das erste Symptom seltener primärer elektrischer Kanalopathien wie langem QT, kurzem QT und Brugada-Syndrom sowie katecholaminerger polymorpher ventrikulärer Tachykardie sein. Veränderungen in einem dieser Ströme und in der Verfügbarkeit von intrazellulärem freiem Kalzium machen das Myokard anfällig für polymorphe ventrikuläre Tachykardie oder Kammerflimmern. Jede Kanalopathie hat ihre eigene Elektrokardiogramm-Signatur (EKG), eine typische Darstellungsweise und ein am häufigsten verwandtes Gen.
- Die Symptome:
Das Long-QT-Syndrom und CPVT treten typischerweise bei jungen Menschen mit kardialen Ereignissen, synkopenartigen Ereignissen oder Herzstillstand während oder unmittelbar nach dem Training auf. Sie werden häufig als Anfallsleiden fehldiagnostiziert. Das Fehlen früher Anzeichen oder Symptome schließt die Diagnose nicht aus.
- Etwa 50 % der unbehandelten Personen mit einer pathogenen Variantein einem der Gene, die mit LQTS assoziiert sind, haben Symptome, in der Regel ein bis wenige synkopale Ereignisse. Während kardiale Ereignisse vom Säuglingsalter bis zum mittleren Alter auftreten können, sind sie am häufigsten von den Teenagerjahren bis in die 20er Jahre.
- Einige Arten von LQTS sind mit einem Phänotyp verbunden, der über Herzrhythmusstörungen hinausgeht. Zusätzlich zu dem verlängerten QT-Intervall umfassen die Assoziationen Muskelschwäche und faziale Dysmorphien beim Andersen-Tawil-Syndrom (LQTS Typ 7 siehe spezifischen Eintrag); Hand-/Fuß-, Gesichts- und neurologische Entwicklungsmerkmale beim Timothy-Syndrom (LQTS Typ 8 siehe spezifischen Eintrag); und hochgradiger sensorineuraler Hörverlust beim Jervell- und Lange-Nielson-Syndrom (siehe spezifischen Eintrag).
- Maßnahmen im Falle einer frühzeitigen Diagnose
- Säuglinge mit einem positiven genetischen Test [mit 1 pathogenen Variante der Heterozygotie in einem dieser Gene – CACNA1C, RYR2, CALM1, CALM2, CALM3, TECRL und ANK2] oder [mit 1 oder 2 Varianten (Heterozygotie oder Homozygose) in einem dieser Gene – KCNQ1, KCNE1 oder KCNJ2] oder 1 biallelische Variante in den Genen CASQ2 und TRDN], sollte das Stillen fortsetzen.
- Die Diagnose basiert auf genetischen Befunden, familiärer Anamnese, klinischen Symptomen, EKG und Rhythmus-Holter.
- GC ist eine lebenslange Gruppe von Erkrankungen, die ein lebenslanges Management und eine regelmäßige Nachsorge durch einen Kinderarzt für Kardiologie, einen Genetiker und einen multidisziplinären Behandlungsansatz erfordert.
- Am wichtigsten wäre die kardiale Überwachung und serielle Untersuchungen zur Bewertung der Herzrhythmusentwicklung und der Notwendigkeit einer pharmakologischen Behandlung. Betablocker sind die Hauptstütze der Behandlung des Long-QT-Syndroms und des CPVT, und Flecainid ist bei CPVT bemerkenswert wirksam.
- Vorbeugung von Folgekomplikationen: Wegen des erhöhten Risikos für Herzrhythmusstörungen sind während der Narkose besondere Vorsichtsmaßnahmen notwendig.
- Zu vermeidende Wirkstoffe/Umstände: Medikamente, die eine weitere Verlängerung des QT-Intervalls verursachen; Aktivitäten, von denen bekannt ist, dass sie bei Personen mit Long-QT-Syndrom und CPVT synkopale Ereignisse auslösen.
- Behandlung von Manifestationen des Jervell- und Lange-Nielsen-Syndroms: Cochlea-Implantation zur Behandlung von Hörverlust; beta-adrenerge Blocker für lange QT-Intervalle (nur teilweise wirksam); implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICDs) für Patienten mit Herzstillstand in der Vorgeschichte und/oder Nichtansprechen auf andere Behandlungen; gegebenenfalls Sicherstellung der Verfügbarkeit von automatisierten externen Defibrillatoren; Standardbehandlung für Patienten mit Eisenmangelanämie.
- Schulung von Familienmitgliedern in der Herz-Lungen-Wiederbelebung; Verwendung eines ID-Armbands, das die Diagnose erklärt; Benachrichtigung des örtlichen Rettungsdienstes über Hochrisikopersonen mit Kanalopathie.
- Die genetische Beratung ist sehr empfehlenswert für die Familienplanung und die Beurteilung von gefährdeten Familienmitgliedern ersten Grades.
- Weitere Informationen:
Literatur:
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK1129/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK1405/
- Tfelt-Hansen J, Winkel BG, Grunnet M, Jespersen T. Kardiale Kanalopathien und plötzlicher Kindstod. Kardiologie. 2011; 119(1):21-33. PMID: 21778721.
- Skinner JR, Winbo A, Abrams D, Vohra J, Wilde AA. Kanalopathien, die zum plötzlichen Herztod führen: klinische und genetische Aspekte. Herz-Lungen-Kreis, 2019; 28(1):22-30. PMID: 30389366.